Brandbekämpfung gehörte, gemessen an der Größe des Feuers, zur Nachbarschaftshilfe, oder sie war Sache der ganzen Dorfschaft. Aus Mangel an Löschgeräten, Wasserstellen und sachkundiger Führung der hilfswilligen Bevölkerung waren die Erfolge überwiegend gering, die Schäden aber groß. Es gab zwar Feuerversicherungen, die Vielzahl der Brände stellte aber die Bezahlbarkeit der Beiträge und somit die Leistungsfähigkeit und Existenz in Frage.
Bereits unter dänischer Herrschaft wurde 1776 eine „Brandverordnung für das platte Land" erlassen, die aber nur wenig Beachtung bei der Bevölkerung fand. Erst der Wechsel von dänischer zu preußischer Herrschaft führte 1868 zu einer Verordnung, die die Einführung des organisierten Brandschutzes und Rettungswesens einleitete. Hierauf fand ein Jahr später in Itzehoe die Gründung der ersten freiwilligen Feuerwehr im Kreisgebiet statt, die aus der Turnerschaft entstand.
Im ländlichen Raum dauerte es noch mehrere Jahre bis zur Verwirklichung der Verordnung. Um den Gemeinden zur baldigen Erfüllung ihrer Aufgaben einen Anreiz zu geben, wurden finanzielle Beihilfen zugesagt. Diese ausnutzend und die Unumgänglichkeit der Verordnung wahrscheinlich erkennend, beschloss die Ottenbüttler Gemeindeversammlung 1874 die Anschaffung einer „Feuerlöschspritze" und den Bau eines „Spritzenhauses". Zur Kostendeckung erhielt die Gemeinde aus dem Kassenbestand der ehemaligen Rendsburger Bezirks-Brandkasse eine Beihilfe von 290 Thalern, 29 Schillingen und 8 Pfennigen. Für die Restfinanzierung erhob sie von der Dorfschaft je Hufe 36 Mark. Wie das Brandschauprotokoll für 1875 erkennen läßt, war außer der Spritze kein weiteres Gerät im Spritzenhaus vorhanden, und es konnte bei der Brandschau ein Probespritzen nicht durchgeführt werden. Auf Weisung der Königlichen Regierung erfolgte am 7. Juli 1876 eine Anfrage des Landrates an die klösterliche Obrigkeit, ob in Ottenbüttel die vorgeschriebenen Feuerlöschgeräte angeschafft wurden. Das Antwortschreiben läßt die sofortige Überprüfung erkennen. Der Klosterhofmeister als Leiter des Lösch- und Rettungswesens im klösterlichen Distrikt antwortete:
An die hohe Klösterliche Obrigkeit
hieselbst
Bei Remittirung des unter dem 8ten d.Mts. anhero mitgetheilten Schreibens des Königlichen Landrathsamts vom 7ten s.Monats, verfehle ich nicht hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß auf der am 18ten d.Mts. in der Gemeinde Ottenbüttel abgehaltenen Brandschau eine Probe der Spritze zu dem Resultate geführt hat, daß dieselbe im Verhältniße zur Größe von vorzüglicher Leistungsfähigkeit ist, so wie daß ein Reserveschlauch, 2 Wassertonnen mit Schleifen und Einrichtung zum Vorspann, 2 Feuerhaken, 2 Laternen, 10 Eimer von Zink und 2 Aexte vorhanden sind und dem Gemeindevorsteher annoch aufgegeben worden ist, sofort für die Anschaffung von 2 Feuerleitern, jede 7 Meter lang, und 2 Dachstühlen Sorge zu tragen.
Klosterhofmeisterei zu Itzehoe, den 21. Juli 1876
Original Schreiben
Nachdem die Voraussetzungen für den organisierten Brandschutz erfüllt waren, ordnete die klösterliche Obrigkeit am 23. August 1876 die Aufstellung einer Zwangswehr mit der Bezeichnung "Ottenbüttler Brandwehr" an. Eine Polizeiverordnung regelte ab dieser Zeit das Lösch- und Rettungswesen.
Uniformiert war die Mannschaft der Brandwehr nicht. Erst zu einer späteren Zeit trug sie zur Kenntlichmachung Armbinden, die Steiger bekamen Schutzhelme, und der Spritzenmeister, im Volksmund hieß er Feuerwehrhauptmann, hatte Helm und Uniformjacke. Über die Mannschaftsstärke, die Namen ihrer Mitglieder, über Einsätze oder Übungen ist sehr wenig bekannt. Auch die Namen der Spritzenmeister sind wahrscheinlich nicht vollständig. Es ist nicht feststellbar, ob Claus Ehlers der erste Brandmeister war oder ob er einen Vorgänger hatte.
Die erste Räumlichkeit: Das Spritzenhaus.
Die Gründung einer Brandwehr machte den Bau einer Räumlichkeit zur Unterbringung von Löschgeräten notwendig. Nach dem wichtigsten Gerät, der Spritze, erhielt das kleine Gebäude seinen Namen, das „Spritzenhaus“.
Das erste Spritzenhaus stand dort, wo sich heute das Ehrendenkmal befindet. An der Stelle hatte die Gemeinde einen Lagerplatz für Materialien zur Wegeinstandhaltung.
Von 1875 bis 1921 stand dieses Spritzenhaus
Aus einem Schreiben des Gemeindevorstehers Hans Ehlers vom 26. Februar 1888 an die Klosterhofmeisterei geht hervor, daß zu der Zeit in Ottenbüttel 80 Männer zwischen 16 und 60 Jahren für den Brandschutz zur Verfügung standen und daß unter diesen wohl ein geeigneter Brandmeister zu finden sei. Dieses Schreiben läßt erkennen, daß die Führung der Brandwehr wohl nicht die beste war und das Löschcorps sich willkürlich zusammensetzte. 23 Jahre später findet sich wieder ein Bericht, der den Zustand der Wehr beschreibt. 1911 richtete der derzeitige Brandmeister Michael Lohse eine Beschwerde an den Feuerlöschdirektor Wernich in Kiel. Ob das Schreiben Änderungen bewirkte, ist nicht überliefert. Dreizehn Jahre später wurde am 24. Juli 1926 über die Besichtigung der Pflicht-Feuerwehr in Ottenbüttel in den Abschlussbericht geschrieben:
„Es konnte die Spritze wohl in Tätigkeit gesetzt werden, sonst war von einer Ausbildung der Mannschaften keine Rede. Habe dem Brandmeister gesagt, es müssen die Mannschaften besser ausgebildet werden. Joh. Mohr"
Bereits 1932 zeichneten sich Veränderungen in der Organinsation freiwilliger Feuerwehren ab, die Unsicherheit und Unruhe unter die Mitglieder brachten. In Hohenaspe kam es am 27. November 1932 zum geschlossenen Austritt der aktiven Mitglieder. Diese Ereignisse berührten die Ottenbütteler Zwangswehr zwar noch nicht, ließen aber bereits das Ende der klösterlichen Zuständigkeit im Lösch- und Rettungswesen ahnen.
Durch Regierungserlaß wurden 1934 die Zwangswehren aufgelöst und ihre Zuständigkeit den freiwilligen Feuerwehren übertragen.
So kam es in Ottenbüttel am 9. Februar 1934 zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. Die Ausgabe der „Itzehoer Nachrichten" vom Dienstag, dem 20. Februar 1934 berichtet hierüber: „Eine Versammlung zwecks Gründung einer freiwilligen Feuerwehr fand in der Gastwirtschaft D. Voß statt. Amtsvorsteher A. Eggers, Eversdorf, hielt einen einführenden Vortrag über das Feuerlöschwesen. Dann folgte mit 25 Mann die Gründung der neuen Wehr. Die Landesbrandkasse hat einen Betrag von 300 Mark für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Unsere Wehr wird den 6. Löschzug im Amtsbezirk Hohenaspe bilden. Führer wurde der bisherige Hauptmann der alten Zwangswehr, Johannes Lohse."
Brandmeister Johannes Lohse,
Führer des Löschzug 5 in Ottenbüttel von 1934 bis 1945
Der Ottenbütteler Löschzug bekam nicht die Nr. 6, sondern, wie aus erhaltenen Ausweisen ersichtlich, die amtliche Bezeichnung: „Freiwillige Feuerwehr Hohenaspe" e.V., Sitz Kaaks, Löschzug 5 in Ottenbüttel.
Als Ausrüstung stand dem Löschzug die fast 60 Jahre alte Gerätschaft der klösterlichen Zwangswehr zur Verfügung. Mit Dienstbluse und Stahlhelm erfolgte am 1. Juli 1934 die Uniformierung. Am 1. September 1934 fand in Eversdorf die Vereidigung der Wehrangehörigen durch den Landrat-Stellvertreter statt. Im 2. Weltkrieg wurden die wehrfähigen Männer einberufen. Die entstandenen Lücken füllten junge Frauen, Mädchen und alte, nicht mehr wehrpflichtige Männer. Bis 1942 benutzte die Wehr immer noch die erste Handdruckspritze der klösterlichen Brandwehr.
Uniform im Gründungsjahr 1934
Als Ergebnis einer Revision der Feuerlöschgeräte richtete die Kreisverwaltung am 13. April 1940 an Bürgermeister Markus Harders ein Schreiben, welches beinhaltet, dass die vorhandene Handdruckspritze den notwendigen Feuerschutz in keiner Weise gewährleistet.
Nach dieser unmissverständlichen Aufforderung zur Anschaffung einer Kraftspritze beantragte die Gemeinde eine Beihilfe aus den Mitteln der Feuerschutzsteuer, die ihr vom Land Schleswig-Holstein in Höhe von RM 1.900,-- (die Hälfte der Anschaffungskosten) gewährt wurde.
Im Mai 1942 war es soweit, die Magirus Tragkraftspritze TS8 und ein Transportanhänger trafen auf dem Bahnhof Edendorf ein und wurden von dort abgeholt.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges zog eine britische Panzereinheit als Besatzung ins Dorf. Diese beschlagnahmte das Gerätehaus mit Inventar und benutzte die Kraftspritze zur Reinigung ihrer Fahrzeuge.
Da auf Anordnung der Militärregierung sämtliche Vereine aufgelöst und jegliche Gemeinschaftstätigkeit verboten war, gehörten als eingetragener Verein auch die Freiwillige Feuerwehr Hohenaspe e.V. und ihre Löschzüge zu den Betroffenen. Für die Dauer dieser Anordnung lag der Brandschutz in den Händen der britischen Besatzung.
Der erste Hinweis auf eine eigenständige Freiwillige Feuerwehr Ottenbüttel findet sich im Sitzungsprotokoll vom 14. August 1948 der Gemeindevertretung. Unter Punkt 3 der Tagesordnung wurde der Berufung des Zimmerers Johannes Gloyer zum Gemeinde-Wehrführer zugestimmt. Zwei Jahre war Brandmeister Johannes Gloyer Wehrführer. Aus Altersgründen verzichtete er 1950 auf eine erneute Kandidatur.
Brandmeister Johannes Gloyer
Ab 1950 war Brandmeister Hans Friedrich Sülau Wehrführer. Das älteste erhaltene Versammlungsprotokoll vom 2. April 1955 wurde in seiner Amtszeit geschrieben. Ob vor dieser Zeit Protokolle oder Berichte erstellt sind oder ob sie verloren gingen, ist nicht feststellbar.
1961 übernahm er eine Bachert Motorpumpe Typ F.P. 8/8. Sie ersetzte die alte Tragkraftspritze aus dem Kriegsjahr 1942. Bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Feuerwehrdienst im Jahre 1962 erfolgte seine Ernennung zum Ehrenwehrführer.
Brandmeister Hans Friedrich Sülau
Freiwillige Feuerwehr Ottenbüttel mit Musikzug zur Übernahme der Bachert-Motorpumpe angetreten vor dem Ehrenmal.
Alarmübung mit der neuen Tragkraftspritze im zugehörigen Transportanhänger.
Verlegen einer Saugleitung zur Wasserentnahme aus dem Bach.
Vordere Reihe: Fahrzeugführer Hans Heinrich Ahmling, Gruppenführer Konrad Wittek, Werner GIoe, Ehler Horst, Hans Appel, Heinz Ehlers.
Hintere Reihe: Horst Ehlers, Hans Storm, Heinz Ahmling, Klaus Ludwig Maaß
1962 übernahm Brandmeister Otto Horrmann die Aufgaben des Gemeindewehrführers. Sein besonderer Einsatz galt der Verbesserung örtlicher Löschwassersteilen und der Erneuerung des Feuerwehrgerätehauses. 1969 schied er aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus und wurde zum Ehrenwehrfiihrer ernannt. Von 1969 bis 1971 führte Brandmeister Werner Gloe die Freiwillige Feuerwehr Ottenbüttel.
Links: Brandmeister Otto Horrmann
Rechts: Brandmeister Werner Gloe
1971 wurde Oberbrandmeister Hans Detlef Maaß Gemeindewehrführer. In seiner Amtszeit traten weitere Verbesserungen im Löschwesen ein: 1972 Kauf des mit Hohenaspe gemeinschaftlichen Tanklöschfahrzeuges TLF16, 1981 Kauf des Löschfahrzeuges LF16, Errichtung mehrerer Löschbrunnen im Dorf, Bau der Fahrzeughalle im Füerwehr- un Dörpshuus. 1984 kandidierte er nicht wieder zur Wahl des Gemeindewehrführers, ihm folgte der Oberbrandmeister Adolf Bielenberg. Pflichtbewusst führte er die Freiwillige Feuerwehr Ottenbüttel bis zum Jahre 2000.